OneShot: der Wald

Als die Sonne hinter den Bergen aufstieg und das Tal erhellte, trieb sie bereits ihr Pferd an.
Animierte es zu laufen, so schnell dieses überhaupt möglich war.
Die junge Frau hatte alles nur halbherzig zusammen gepackt, aber eigentlich wollte sie gar nicht so lange Rast gemacht haben. Charis musste den Vorsprung den sie sich so hart erarbeitet hatte ausbauen. Sie musste ganz in den Westen reiten wo Meer und Land aufeinandertrafen. Charis wusste, dass ihre Verfolger nicht eher Ruhe gaben, bis sie sie eingeholt hatten und auch bekommen würde wonach sie strebten.
Die junge Frau umklammerte einen kleinen Lederbeutel.
„Nein!“, sagte sie so bestimmt zu sich selber, dass Krähen in der Nähe aufstiegen.
Die schwarzen Vögel flogen gen Himmel und auch Charis folgte mit ihrem Blick den Tieren.

Der Himmel hatte sich mit dem aufgehen der Sonne leicht rosa gefärbt und die ersten Sonnenstrahlen kitzelten auf der Haut. Charis zog dem Leinenstoff ihres Hemdes wieder runter.
Sie musste sich konzentrieren und durfte sich nicht von den spielerein der Sonne ablenken lassen.
Weit, weit, weit in der Ferne meinte sie einen Schrei der dunklen Pferde hören zu können. Den Reittieren derer die sie verfolgten.

Charis trieb ihr Pferd an, über Stock, über Stein. Selbst vor einem kleinen Bach wurde nicht Halt gemacht und das Pferd peitschte durch das Nass, sodass die Tropfen hoch schnellten und langsam von den Lederriemen perlten. Die Sonne strahlte voller Hohn und ließ das Wasser von dem Lederriemen funkeln. Voller Zorn blickte die Frau auf die Riemen. Mit dem Handrücken wischte sie das Wasser weg.
„Nein!“, ermahnte sie wieder, ohne gar zu wissen, wen sie denn meinte.

Charis wollte nicht nach hinten blicken. Zu groß war die Befürchtung den Atem ihrer Verfolger schon spüren zu können. Sie peitschte ihr eigenes Pferd an. Es keuchte mehr und mehr und Charis wusste, dass sie um eine Pause zum Wohle ihres Tieres nicht herum kommen würde.
„Noch ein bisschen“, bat sie das Tier unter sich. Die einzige Antwort die sie erhielt war das Wiehern des Pferdes. Charis merkte, wie sie es vermisste mit Menschen zu sprechen, denn schon seit einer Woche war sie auf dem Weg nach Westen. Immer weiter dorthin, wo die Sonne unterging.
Der Ritt ging weiter bis ihr treues Pferd bremste. Charis hielt sich noch gerade so im Sattel und wusste, dass jetzt die Zeit für eine Pause war.
„Ja“, sprach sie jetzt mit ihrem Pferd, „du hast das sehr gut gemacht.“
Ihre Stimme war vom Reiten heiser. Jetzt aber musste sie ihrem Pferd die nötige Pause gönnen die es verdiente.