OneShot: Stille

Er saß auf der Fensterbank und schaute aus dem Fenster. In seiner Hand hatte er eine Wasserflasche, mit kaum noch etwas drinnen. Er konnte nicht einmal sagen, was ihn am meisten störte. Die Stille, oder die Geräusche, die ihn immer wieder wach machten. Es war bereits Nacht geworden und nur der Halbmond spendete Licht in den sonst so dunklen Straßen. So ein Stromausfall war schon besonders, auch wenn er das gar nicht vermutete.

Er guckte in den Himmel. Nichts außer die Sterne und der Mond waren zu sehen. Es waren auch keine Wolken zu sehen und die Flugzeuge flogen auch nicht mehr. Er war sich nicht sicher, meinte aber in der Ferne eine Bahn zu hören, auch wenn dies unmöglich gewesen war. Wie sollte es auch?

Er hob die Flasche an, um den Rest auszutrinken. Heute würde er nichts mehr machen. Er brauchte schlaf.

Die Letzten Tage war er öfters wach gewesen, als ihm lieb gewesen war. Seine Gedanken quälten ihn und er konnte irgendwie nichts dagegen machen.

Den letzten Schluck hatte er ausgetrunken und er fragte sich, ob er die Flasche einfach ins Zimmer kicken sollte, doch entschied sich dagegen. Er würde sie sonst noch vergessen. Und manches Mal waren auch leere Flaschen Gold wert. Wie er besonders in der letzten Zeit feststellen musste.

Er guckte an die Seiten der großen Fenster. Sollte er die Gardienen zuziehen? Er wusste es nicht. Die Sonne würde bestimmt früh aufgehen und morgen hatte er keine Verpflichtungen und musste nirgends hin. Er konnte ausschlafen. Er wusste nicht, wann er das nächste Mal dazu kommen sollte. Vielleicht erst in einem Jahr, also sollte er vielleicht doch ausschlafen und so zog er die Gardienen vor die sauberen Fenster.

Es wunderte ihn schon, wie sauber die Fenster waren, hatte er doch ewig nicht mehr geputzt , denn eigentlich hatte das alles überhaupt keinen Sinn.

Er nahm seine Flasche in die Hand und ging in die anderen Zimmer, in das Schlafzimmer und legte sich aufs Bett. Die Decke brauchte er nicht, draußen war es heiß und ihm war nicht kalt. Vielleicht sollte er noch einmal Duschen gehen. Einfach den Schmutz der letzten Tage abwaschen. Doch er entschied sich anders. Schloss die Augen und hörte in die Stille hinein.

Hätte man ihn vor ein paar Wochen gefragt, hätte er nicht gewusst was er antworten sollte, was das Schlimmste in so einer Situation sein sollte. Jetzt wusste er sicher: Es war die Stille. Niemanden den er zum Reden hatte, niemanden mit den er endlich mal wieder ein Gespräch führen könnte.

Seufzend schloss er die Augen. Vielleicht morgen. Vielleicht an einem neuen Tag.